Der gesamtjapanischen Kendô-Dachverband – genannt „Zen Nippon Kendô Renmei (ZNKR)“ oder „All Japan Kendo Federation (AJKF)“ – formulierte den Grundgedanken des Kendo im Jahre 1975 wie folgt:

«Die Idee des Kendô

Die Idee des Kendô ist es, den menschlichen Charakter durch Anwendung der Prinzipien des Schwertes zu schulen.

Die Übung des Kendô hat den Vorsatz
Geist und Körper zu formen,
eine starke Seele zu entwickeln,
durch korrektes und strenges Üben, Fortschritt in der Kunst des Kendô anzustreben,
Höflichkeit und Ehre des Menschen zu achten,
mit anderen aufrichtig umzugehen
und unaufhörlich die persönliche Weiterentwicklung zu verfolgen.

So wird man fähig,
sein Land und die Gesellschaft zu lieben,
zur Entwicklung der Kultur beizutragen,
sowie Frieden und Wohlergehen unter allen Völkern zu fördern.»


Die japanische Fechtkunst Kendo, übersetzt „Der Weg des Schwertes“, hat eine lange Geschichte, dessen Ursprünge in der vom Schwert geprägten Geschichte Japans liegen. Ursprünglich waren die japanischen Schwerter nicht gekrümmt, sondern gerade und von einfacher Machart. Mit ihnen konnte man einfache Hiebe und Stiche ausführen.

Die japanischen Schwerter, die man heutzutage kennt, tauchten zuerst um das Jahr 940 auf. Sie waren einschneidig und leicht gebogen. Bis diese Zweihandschwerter gemacht wurden, waren die Kämpfe von berittenen Kriegern mit schwerer Rüstung dominiert. Sie führten ihr Schwert einhändig mit der rechten Hand. Etwa um 1600 änderte sich die Art der Kriegsführung: Es kämpften leicht gerüstete, unberittene Krieger mit zweihändiger Schwertkampftechnik.

Diese Änderung kann man bis in die Mitte der Heian-Epoche (etwa um 940) zurückführen, als ausgeklügelte Kampftechniken, die speziell für das neue, gekrümmte und aufwendig hergestellte Schwert in Erscheinung traten und auf den Schlachtfeldern einer Reihe von Bürgerkriegen unter Beweis gestellt wurden. Das war die Epoche in der die Schwertkampftechniken aufkamen, die wir heute kennen.

Während des fünfzehnten bis siebzehnten Jahrhunderts wurden in etwa 600 gesonderte Fechtstile und -arten entwickelt, von denen viele bis heute als klassische japanische Kampfkunst weitergegeben wurden. Später wurden die Techniken der vielen Fechtschulen auf eine kleinere Anzahl vereinigt. Dieses vereinheitlichte Kendo, gemeinsam mit dem Bushido (der Ehrenkodex der Samurai), war eine wichtige kulturelle Facette der Kriegerkaste.

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Kendo, die japanische Fechtkunst, ist ein Lebensweg um sich selbst durch üben der Kunst des Schwertes zugrundeliegenden Grundsätze weiterzuentwickeln.

Durch hartes Training kräftigt der Lernende seinen Körper und Geist, entwickelt ein starkes Selbst, fördert seine Entschlussfähigkeit und Aufmerksamkeit, entwickelt Verantwortungsbewusstsein sowie Selbstständigkeit und lernt andere zu achten.

Da altmodisches Training mit echten Stahl- und Hartholzschwertern so viele unnötige Verletzungen und Todesfälle hervorrief, wurden um 1710 von japanischen Rüstungs- und Schwertmeistern harmlose Übungsschwerter aus Bambus entwickelt. Etwa um 1740 entwickelte man auch einen Brust- und Kopfschutz, sowie schwere Fechthandschuhe. Wie man sich vorstellen kann waren die damaligen Übungsschwerter und -rüstungen sehr einfach, allerdings wurde diese Ausrüstung über Jahrhunderte verfeinert, bis hin zu der ansprechenden und praktischen Kendoausrüstung von heutzutage.

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Im heutigen Kendo gibt es zwei Arten von Angriffen: Schläge und Stöße. Schläge sind gewöhnlich nur zu drei Körperstellen erlaubt: Oben auf den Kopf, auf die linke und rechte Seite des Rumpfes und auf die Unterarme. Stöße werden nur zur Kehle hin durchgeführt. Auch jegliche Rangeleien sind untersagt.
Im Gegensatz zum westlichen Fechten stehen sich die Kontrahenten beim Kendo nicht seitlich gegenüber, sondern von Angesicht zu Angesicht. In Wettkämpfen ist es nicht genug, den Gegner mit dem Bambusschwert nur zu berühren. Vielmehr müssen die Angriffe korrekt ausgeführt werden, die Trefferstelle muss exakt, mit Kiai (Schrei) und mit guter Körperhaltung getroffen werden um einen Punkt zu bekommen. Man gewinnt einen Kampf wenn man zuerst zwei Punkte erzielt.

Im Jahre 2000 betrieben mehrere Millionen Menschen in Japan Kendo als Sport, wovon etwa 1,2 Millionen den Meistergrad erreicht haben. Anderswo trainierten etwa eine Million Menschen Kendo.

Kendo ist ein wichtiger Teil im Sportunterricht der Schulen in Japan. Es gibt einige außerstundenplänliche Kendoklubs für die Grundschulen. In den weiterführenden Schulen ist Kendo ein regulärer Schulsport, neben den zusätzlichen Vereinsaktivitäten. An Universitäten ist Kendo ein Wahlfach, und nahezu jede Universität in Japan hat ihr eigenes Kendoteam oder ihren eigenen Kendoklub. Neuere Statistiken zeigen auch eine wachsende Anzahl an kendotreibenden Frauen.

Unbenannt

Kendo ist auch anderswo beliebt, die International Kendo Federation (IFK) hat im Jahre 2000 Mitglieder in 41 Ländern der Welt.

Die internationale Weltmeisterschaft im Kendo findet seit 1970 einmal alle drei Jahre statt.

Seit 1966 ist Kendo auch in Deutschland als Sportart zu finden, mit momentan etwa 1500 Trainierenden. Es werden regelmäßig Wettkämpfe und Lehrgänge veranstaltet, auf denen sich die Kendoka messen und sich außerhalb ihres Vereinstrainings verbessern können.